Zur richtigen Zeit am richtigen Ort oder als der Schweizer "Jànošik" zum Fliegen kam
Ich habe mit Armin schon etliche Male von der Slowakei und dem Streckenpotential der Tatra gesprochen. Ich fahre bereits seit vielen Jahren im Sommer in die Slowakei, hatte meinen Schirm immer mitgenommen, um ihn dann nicht einmal auszupacken. Petrus hatte etwas gegen mich und meine Fliegerei in der Slowakei.
Glücklicherweise hatte er in den letzten Jahren ab und zu ein wenig Mitleid und ermöglichte mir, doch noch einige Flugstunden über den beiden Tatras und den Fatra-Nationalpärken zu absolvieren. Beide gehören zum Hochgebirge der Karparten, welche einen, über 1300 km langen, offenen Bogen bilden, der sich ungefähr von Wien bis nach Zentralserbien erstreckt.
Armin meinte dieses Jahr, er hätte vielleicht Zeit und Lust und käme mich mit seinem 'Töff' besuchen. Als mich dann am 31. Juli eine Threema-Nachricht erreichte, wollte ich es eigentlich nicht recht glauben, dass er wirklich käme. Aber Armin war da - startklar in Donovaly - und im Gepäck hatte er hervorragendes Streckenflugwetter dabei!
Die Fliegerei in der Tatra würde ich mit der in den Voralpen oder dem Jura vergleichen. Wind ist immer präsent und man muss auf der Hut sein, ansonsten man sofort wieder am Boden steht. Die Taktik besprochen, Schlüsselstellen identifiziert, die Wegpunkte für einen slowakischen FAI-Rekord im Vario eingetippt, stand Armin am Morgen früh nach dem Frühstück bereit.
Donovaly ist flugtechnisch ein Hotspot und wir hausten nur ca. 5 min. von der Bahn entfernt. Die Fahrpreise wurden leider in diesem Jahr durch die Inflation verdoppelt. Ich entschied mich, so geizig wie ich bin, für den Fussaufstieg, während Armin der Rentner mit 2 € Rabatt es sich auf dem Sessellift bequem machte. Am Startplatz angekommen, analysierten wir die Situation kurz und starteten als Erste. Es war bereits schön labil und wir kamen gut voran. Nach dem ersten Wendepunkt habe ich Armin aus den Augen verloren und flog danach alleine weiter. Nachträglich hat sich herausgestellt, dass Armin nach der ersten Wende ein wenig tief war und kurz nach dem zweiten Wendepunkt landen musste. Ich konnte meinen Plan fertig fliegen.
Am zweiten Tag war Armin entschlossen es besser zu machen, was nicht zu übersehen war ;). Der Wind sollte am Morgen stärker blasen, danach sollten sich die Bedingungen aber wieder verbessern. Als der erste Biplacepilot aufdrehte, konnte man mich nicht mehr halten und ich startete unmittelbar danach, wohl beobachtet zu haben, dass eine grosse Abschattung in Anmarsch war, welcher ich ausweichen wollte. Ich versuchte es überall, fand den rettenden Schlauch aber erst in letzter Sekunde. An der Basis angekommen, habe ich Armin aber nicht mehr gesehen. Am Startplatz konnte ich ihn auch nicht erspähen, weshalb ich alleine weiterflog. Am Abend erfuhr ich, dass er beim ersten Versuch abgesoffen war. Auch an diesem Tag fühlte ich mich wie der letzte Mohikaner auf meiner Route. Als ich ca. nach 6 Stunden landete und von Armin noch keine Spur war, freute ich mich vorsichtig, da dies auf einen langen Flug hindeutete. Ich schlürfte schon an meinen verdienten Landebier, als Armin, zwar nicht mit einem slowakischen FAI-Rekord, aber mit einem fast Tagessieg vom Himmel auf den Landeplatz zuflog. So machen es die Meister, kommen, siegen und kehren zufrieden zurück.
Hier noch die Flüge von Armin: https://www.xcontest.org/switzerland/en/flights/detail:mine/3.8.2022/08:32
https://www.xcontest.org/switzerland/en/flights/detail:mine/4.8.2022/09:31
Pavol